Gehirnerschütterung im Sport – ein unterschätztes Risiko? (Teil 1)

Das leichte Schädel-Hirn-Trauma gewinnt im Sport zunehmend an Bedeutung, egal ob es sich hierbei um Schul-, Hobby- oder Leistungssport handelt. In den USA rechnet man jährlich mit 1,4 – 3,0 Millionen Hirnverletzungen, wovon ca. 80% auf ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma hinweisen.

In Deutschland gibt es nachweislich leider noch viel zu wenige Aufzeichnungen von Verletzungen dieser Art um absolute Angaben machen zu können, da sie oft übersehen oder bagatellisiert werden.

Betrachtet man jedoch das kontinuierlich zunehmende Auftreten im Sport, so kann man sich die Frage stellen, ob es tatsächlich häufiger zu dieser Verletzung kommt, oder ob diese Verletzung glücklicherweise immer mehr an Verständnis und Beachtung erfährt. In Kontaktsportarten machen Gehirnerschütterungen zwischen 5% und 15% der kompletten Sportverletzungen aus. Man kann also sehen, welch große Bedeutung diesem Thema zu Teil wird. Eine subjektive Selbsteinschätzung durch den Athleten ist allerdings meist nicht aussagekräftig, da dort viel zu viele weitere Faktoren eine Rolle spielen, wie zum Beispiel die Angst vor dem Ausschluss aus dem Spielgeschehen. Bei etwa 10% bis 20% der Betroffenen tritt die Gehirnerschütterung rezidiv erneut auf.

Ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma entsteht meist direkt durch eine schlagende Krafteinwirkung auf den Kopf, Gesicht oder Hals, oder aber indirekt durch einen fortleitenden Kraftimpuls am Körper, der eine Beschleunigung oder Entschleunigung des Kopfes auslöst.

Nach einer Gehirnerschütterung ist der betroffene Athlet in der Regel ansprechbar und kann sich weiterhin orientieren, es kommt jedoch meist zu kurzen oder auch lang anhaltenden Funktionsstörungen oder neurologischen Störungen. Symptome können offensichtlich auftreten (Erbrechen oder Benommenheit), auf Nachfrage sichtbar werden (Konzentrations- oder Erinnerungsstörungen), oder erst später zugeordnet werden (Änderung des Schlafverhaltens).

Meist sind weder bei einer CT (Computertomographie), noch bei einer MRT (Kernspintomographie) strukturelle Veränderung oder Mikroblutungen zu sehen. Somit können zur Diagnosestellung oft „nur“ Funktionsstörungen herangezogen werden. Dies hat damit zu tun, dass das Gehirn als Nervenschaltzentrale eigentlich sehr gut geschützt wird.

Die weiche Gehirnmasse, welche die Mehrzahl unserer bewussten und unbewussten Aktivitäten steuert, ist durch den stabilen Schädelknochen geschützt und „schwimmt“ in einer stoßdämpfenden Flüssigkeit, den Liquor. Dennoch kann es durch Krafteinwirkungen auf den Kopf oder starker Lageveränderung des Kopfes (beispielsweise durch einen Auffahrunfall) zu Schädigungen des Gehirns durch Anstoßen an den Schädelknochen kommen. Hierbei werden Verbindungen zwischen einzelnen Nervenzellen zerstört, sodass sich die Informationsweiterleitung und die Zellkommunikation erschweren. Dies führt dann zu deutlich langsamer ablaufenden kognitiven Prozessen, da die Verarbeitung der äußeren Informationen deutlicher länger braucht. In sehr schlimmen Fällen können auch kleine Blutgefäße reißen und es kommt zu Hirnblutungen.

Damit das Gehirn wieder besser funktionieren kann, benötigt es Zeit um die Verknüpfungen zwischen den Zellen wieder herzustellen oder weitere neue Verarbeitungswege aufzutun. Innerhalb der ersten 24 Stunden führt diese Veränderung der Nervenfunktionen zu den größten Einbußen. Eine komplette Erholungsphase dauert meist zwischen 7-10 Tagen. Der minimalste Zeitaufwand, der zur völligen Wiederherstellung der Funktion notwendig ist, wird mit 6-7 Tagen angegeben.