Krafttraining in der Rehabilitation – Teil 3

Im letzten Teil zum Krafttraining in der Rehabilitation stellen wir das Phasenmodell vor. Dieses zeigt einen systematischen Ansatz zum differenzierten Kraftaufbau in unterschiedlichen Rehaphasen auf.

Phasenmodell für das Krafttraining in der Rehabilitation

Verschiedene Modelle für einen systematischen Aufbau eines Krafttrainings wurden in der Vergangenheit vorgestellt (u.a. Grimby & Thomeé 1989, Froböse & Lagerström 1991, Radlinger et al. 1998, Schmidtbleicher 1994). Das hier vorgestellte Phasenmodell orientiert die einzelnen Rehabilitationsphasen an wichtigen Voraussetzungen für ein differenziertes Krafttraining (Vorbereitungsphasen) und an einem systematischen Aufbau aller notwendigen Kraftqualitäten für die Alltags–, Beruf– und Sportmotorik (siehe Tabelle 8). Es legt sowohl die zeitliche Folge der einzelnen Inhalte fest und berücksichtigt weiter den hierarchischen Aufbau der einzelnen Kraftqualitäten.

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Umfassen die Defizite das gesamte Spektrum des Kraftverhaltens, also Koordination, Kraftausdauer, Maximalkraft, Schnellkraft und ihre Komponenten sowie die Reaktivkraft, müssen alle Stufen dieses Modells sukzessive durchlaufen werden. Die nächst höhere Phase und das Training der damit verbundenen Kraftqualität findet dann Einzug in das Rehabilitationsprogramm, wenn die Trainingsziele der vorhergehenden Phase erreicht sind.

Beispiel: Ist die Muskelmasse (Krafttraining I) wieder ausreichend vorhanden, wird mit einem Wechsel zur nächsten Trainingsphase (Krafttraining II) reagiert. Diese dient der Verbesserung neuronaler Kraftkomponenten im Sinne einer Steigerung der intramuskulären Koordination.

Andererseits können natürlich Phasen übersprungen oder nur kurz in das Training aufgenommen werden, wenn Propriorezeption, intermuskuläre Koordination und die entsprechende Kraftqualität ausreichend vorhanden sind. Dies kann zum Beispiel bei Sportlern der Fall sein, die nur einige Tage von einer leichten Verletzung oder einem Schmerzzustand betroffen waren. 

Veränderungen der Kraft können, wie eingangs dargestellt, über Kraft-Zeit-Kurven erfasst werden. Das erwartete Kraft-Zeit Verhalten nach den verschiedenen Rehabilitationsphasen ist schematisch in Abbildung 8 zu sehen. Die grüne Linie markiert das ursprünglich Niveau, die rote Linie die Kraftabnahme durch Verletzung und ggf. Ruhigstellung. Blau zeigt das Verhalten der Kraft nach einem Hypertrophietraining. Die Maximalkraft ist angestiegen, das Kraftanstiegsverhalten ist unverändert geblieben. Erst ein Training nach den Methoden der maximalen, explosiven Kontraktionen führt als Ausdruck einer Verbesserung neuronaler Kraftqualitäten zu einer Linksverschiebung im Kraftanstieg (lila) und zu besseren Startkraft und Explosivkraftwerten.

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