EMS Training – in 20 min zum Erfolg?

„Muskeln benötigen Reize, um aktiviert zu werden. Im Alltag werden diese über das zentrale Nervensystem ausgelöst und über das Rückenmark und Nervenfasern an die entsprechenden Muskeln weitergeleitet. Bereits diese körpereigenen Reize sind, im physikalischen Sinne, elektrischer Natur. EMS ist letztlich nichts anderes als eine gezielte Verstärkung dieser körpereigenen elektrischen Reize von außen. Die besten Resultate werden erzielt, wenn man aktive Übungen und elektrische Reize kombiniert: Bei jeder Übung, die zur Kontraktion der Muskulatur führt, wird zusätzlich ein entsprechender elektrischer Impuls von außen gesetzt. Der Muskel erfährt so eine zusätzliche Spannungserhöhung, eine optimierte Frequentierung und Rekrutierung seiner Fasern und damit eine noch effektivere Reizsetzung.“

(Zitat: Homepage bodystreet.de)

Im Dossier der Zeitschrift der Sportmedizin – 67. Jahrgang – 3/2016 äußern sich Prof. Dr. Wolfgang Kemmler (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) und Prof. Dr. Ingo Froböse (Deutsche Sporthochschule Köln) über den neuen Trend. 

Derzeit wird für jedermann mit dem Slogan „Warum ständig trainieren, wenn 20 min reichen“ geworben und das EMS Training schmackhaft gemacht. Mittlerweile kann ein elektrisches Bauchmuskelgerät zum Preis von knapp 30 Euro nebenan in der Kaffeerösterei erworben werden. Der Einsatz von elektrischen Reizen ist seit langem ein nützliches Tool und wird in der Reha seit mehreren Jahren erfolgreich eingesetzt. Doch wie sinnvoll ist EMS als einzige Trainigsmethode im Fitnessbereich wirklich?

Pro:

Prof. Dr. Kemmler sagt, dass EMS eine Trainingsform ist, die polarisiert. Er sieht darin eine herausragende Möglichkeit, alle großen Muskelgruppen flächig und simultan zu aktivieren. Durch die geringe Trainingshäufigkeit (1 – 1,5 Mal die Woche) sieht er in der EMS Methode eine höchst effektive Trainingsmöglichkeit. Die Wirkeffekte des EMS Trainings liegen in etwa dem Bereich, wie das zeitaufwendigere HIT-Krafttraining. Ebenfalls gibt es signifikante Effekte bei der Fettmasse. Laut seiner Aussage sind HIT-Krafttraining und EMS Training ähnlich effektiv. Erfolgreich wird das EMS Training dadurch, das die Bevölkerung aus unterschiedlichsten Gründen wenig Freude an intensiven konventionellen Trainingsformen hat. Der Faktor Zeit spielt in seiner Argumentation eine große Rolle.

Contra: 

Prof. Dr. Froböse empfindet das EMS Training grundsätzlich als gute Trainingsform. In der Therapie und Gesundheitsbereich ist diese seit Jahren erfolgreich etabliert. Ihn stört bei aller Berechtigung für das Training mit EMS, dass EMS als alleinseligmachende Möglichkeit des Fitnesstrainings, der Gewichtsreduktion und der Aufbau von Leistungsfähigkeit dargestellt wird. Dies empfindet er als unangemessen und falsch.

1. Nur Teilsegmente der Fitness werden aktiviert

2. EMS Training nimmt nur bedingt Einfluss auf Funktionen wie den Metabolismus und das HKS

3. Wachstumsprozesse der passiven Systeme werden in der Trainingssteuerung nicht berücksichtig.

Er geht sogar soweit, das EMS Training als Fast-Food-Produkt des Konsums in der Fitnessbranche zu bezeichnen.

Sein Fazit lautet, dass EMS als sinnvolles Add-On in der zielgerichteten Therapie ergänzend eingesetzt werden kann, aber das normale gesundheitliche Training keinesfalls ersetzen kann.