Das Training-Injury Prevention Paradoxon (Teil 1)

Unter dem Titel: “The Training-Injury Prevention Paradox: Should Athletes be Training Smarter and Harder?” veröffentlichte Tim J. Gabbett 2016 seinen Artikel im British Journal of Sports Medicine.

Es besteht der Glaubenssatz, dass durch einen höheren Trainingsload auch die Verletzungswahrscheinlichkeit zunimmt. Dennoch ist es auch so, dass Training einen protektiven Aspekt vor Verletzungen darstellt.

Hohe chronische Workloads konnten bei Teamsportlern einen Rückgang des Verletzungsrisikos verzeichnen. Außerdem besteht Evidenz dafür, dass ein „under-training“ die sogar das Verletzungsrisiko erhöhen kann. Aus diesen Ergebnissen heraus lässt sich folgern, dass eine Reduzierung des Workloads nicht immer die beste Lösung für Verletzungsprävention ist.

Das Hauptthema dieses Artikels ist das „Training-Injury Prevention Paradox“. Dieses Phänomen zeigt, dass Athleten, die hohe Trainingsloads gewohnt sind, weniger Verletzungen erleiden, als Athleten, die mit geringen Trainingsloads trainieren. Das Model hierzu ist auf der wissenschaftlichen Grundlage begründet, dass Verletzungen ohne Fremdeinwirkung weniger durch das Training an sich, sondern viel mehr durch ein unangemessenes Trainingsprogramm verursacht werden.
Eine überhöhte und zu schnelle Steigerung des Trainingsloads sind für eine Vielzahl von Gewebsverletzungen verantwortlich. Diese Fakten zeigen noch einmal die Relevanz auf, dass hierzu entsprechende Daten erhoben werden müssen, um daraufhin die Trainingsbelastung angemessen steuern zu können. In diesem Artikel werden Wege aufgezeigt, wie die Trainingsbelastung durch ein Monitoring erhoben und somit das Verletzungsrisiko des Sportlers gesenkt werden kann.

Inadäquate Trainingsbelastungen – seien sie zu hoch oder zu niedrig – führen zu einem erhöhten Verletzungsrisiko, schlechterem Fitnesszustand und einer schlechteren Leistungserbringung. Dabei gelten solche Fehlbelastungen in der Trainingsplanung als vermeidbar und sollten von den jeweiligen zuständigen Trainern oder dem medizinischen Team mit besonderem Augenmerk berücksichtigt werden.

Ein hypothetisches Modell beschäftigt sich den Effekten der Trainingsbelastung:
Bildschirmfoto 2018 06 01 um 12.34.23

  • Ein niedriger Trainingsload führt zu wenigen Verletzungen, einer geringen Fitness und einer moderaten Leistungsfähigkeit.
  • Eine optimale Belastung führt zu wenigen Verletzungen, einem mittleren Fitnesslevel und einer hohen Leistungsfähigkeit.
  • Eine hohe Trainingsbelastung führt zu einem Anstieg an Verletzungen, einer moderaten Fitness und einer schlechter werdenden Leistungsfähigkeit durch Ermüdung.
  • Ein viel zu hoher Trainingsload führt zu einer stark ansteigenden Verletzungsrate, eine Abnahme des Fitnesszustands und einem starken Abfall der Leistungsfähigkeit durch Ermüdung.

Trainingsload kann auf unterschiedliche Arten ermittelt werden. Üblich unter Sportwissenschaftlern ist die Erhebung externaler und internaler Faktoren. Die externale Belastung wird beispielsweise durch die verrichtete Arbeit (Distanz, Zeit, Gewicht, Anzahl von Sprüngen usw.) erhoben, die internale Belastung des Athleten durch physiologische (Herzfrequenz) oder subjektive (subjektiv wahrgenommene Anstrengung) Parameter ermittelt. Zusammen mit weiteren Faktoren, wie z.B. das Alter, das Trainingsalter, die Verletzungsvergangenheit oder die physische und psychische Belastbarkeit des Sportlers, bestimmen diese Faktoren den Outcome des Trainings.

Dies zeigt auf, dass nicht nur die Belastung in Form von Gewicht berücksichtigt werden kann, sondern die individuell erlebte Beanspruchung von vielen anderen Dingen abhängig ist.

Die Messmethoden für externale Belastung sind vielfältig und gehen über die Dokumentation des Trainingsgewichts hin zu komplexen Auswertungen über GPS-Daten und Beschleunigungs- bzw. Kraftsensoren.

Die „session-rating of perceived exertion” (sRPE) ist eine Möglichkeit um die internale Belastung des Athleten zu messen. Hierzu bewertet der Athlet nach dem Training das zurückliegende Training in seiner Intensität von 1 bis 10. Anschließend wird die Dauer des Trainings herangezogen und mit dem Faktor der subjektiven Intensität multipliziert. Als Richtwerte im Fussball gelten für ein leichtes Training 300-500 Einheiten und als hoch-intensives Training 700-1.000 Einheiten.

Zudem kommen im Hochleistungssport auch subjektive Fragebögen zur Anwendung, die das Wohlbefinden des Athleten erheben. Über kurze Einschätzungen auf einer Likert Skala bewerten die Athleten vor dem Training ihre Laune, Energie, Schlaf, Ernährung und Müdigkeitsgefühl im Oberkörper, Quadrizeps, Hamstrings, Leiste und Wade. Auf Basis dieser Informationen ist eine kurzfristige Anpassung des Trainings an die aktuelle Belastbarkeit des Athleten möglich.

Solche Monitoring Tools helfen dabei ein adäquates Training für den Athleten aufzustellen, ohne das Risiko eines Übertrainings einzugehen.

Den Rest der Studie gibt es nächste Woche…wer es nicht mehr bis dahin aushält kommt hier zum Open Access Artikel.