Das Training-Injury Prevention Paradoxon (Teil 2)

Heute setzen wir die Zusammenfassung des Artikels von Gabbett fort. Nachdem wir uns auch letzte Woche schon mit dem Thema Belastung (Load) beschäftigt haben, gehen wir nun noch weiter in die Tiefe.

Gabbett sammelte vor 2010 zwei Jahre lang Daten in der Eliteliga der Rugbyspieler und erhob dabei den sRPE (session ratings of perceived exertion) um herauszufinden, in welchem Zusammenhang die Trainingsbelastung (Trainingsload) und das Auftreten von Verletzungen stehen. Hierbei unterschied er auch zwischen Vorbereitungs-, frühe Wettkampf- und späte Wettkampfphase.

Bei Trainingsbelastungen zwischen 3000 und 5000 lag die Wahrscheinlichkeit für eine Verletzung in der Vorbereitungsphase bei 50% – 80%. In der Wettkampfphase reichte schon eine Belastung von 1700 – 3000 aus, um auf eine solche Wahrscheinlichkeit zu kommen. Gerade in der späten Wettkampfphase führten schon leichte Anstiege in den Belastungen zu einem stark ansteigenden Verletzungsrisiko.

Trainingsload Trainingsphasen

Sowohl die Trainingsbelastung als auch die Verletzungen (ohne Kontakt, Gewebsverletzung) der Elite Rugbyspieler wurden über zwei Jahre aufgezeichnet. Es wurde ein Vorhersagemodel entwickelt um herauszufinden, ob und in welchem Rahmen man Verletzungen vorhersagen kann. Es ergaben sich in diesen beiden Spielzeiten insgesamt 139 Verletzungen. Dabei konnten 121 (87%) dieser Verletzungen nach dem Model vorausgesagt werden. In 20 Fällen wurde eine Verletzung erwartet, es kam aber nicht dazu. 18 Athleten, bei denen keine Verletzung erwartet wurde, erlitten dennoch eine Verletzung.

Die Gesamtprävalenz der Verletzungen lag bei 8,6%. Teilt man nach dem Model die Athleten in Gruppen ein, so lagen die Werte von den Sportlern, bei denen eine Verletzung erwartet wurde bei 86% und bei den Spielern, bei denen keine Verletzung erwartet wurde bei lediglich 0,1%. Das bedeutet, dass 86% der Sportler mit erhöhter Verletzungswahrscheinlichkeit, auch eine Verletzung erlitten und, dass nur bei 0,1% der Athleten mit einer niedrigen Verletzungswahrscheinlichkeit, dennoch eine Verletzung auftrat.

Es sollte allerdings beachtet werden, dass dieses Ergebnis vorerst für eine kleine spezifische Gruppe von Sportlern gilt und nicht einfach pauschal auf andere Sportarten oder Athletengruppen übertragen werden kann. Dennoch zeigen die Ergebnisse eine deutliche Tendenz dahin, dass die Aufzeichnung von Trainingsbelastungen einen nicht zu vernachlässigenden Faktor in Hinblick auf die Einschätzung eines Verletzungsrisikos darstellt. 

Wann allerdings ist denn die Belastungsschwelle überschritten, damit es zu einer Häufung von Verletzungen kommt? Der kritische Faktor der wöchentlichen Belastungssteigerung soll hierzu herangezogen werden, denn neben der absoluten Trainingsbelastung beeinflusst auch der Faktor der Belastungssteigerung das Verletzungsrisiko eines Sportlers. Im Jahr 2009 konnte Piggott et al. in ihrer Studie aus dem australischen Football zeigen, dass 40% der Verletzungen auf eine zu schnelle Steigerung der Trainingsbelastung (>10% von Woche zu Woche) zurückzuführen sind. Weitere Studien von Rogalski et al. (2013) und Cross et al. (2015) bestätigten das erhöhte Verletzungsrisiko bei wöchentlich zu stark abweichenden Belastungen.

Bleiben die Belastungen von Woche zu Woche relativ konstant und bewegen sich in einer Progression von max. 10%, so bleibt das Risiko einer Verletzung bei unter 10%. Steigert sich die Belastung allerdings von Woche zu Woche über 15%, so weitet sich das Verletzungsrisiko auf 20% bis fast 50% aus. Deshalb ist die Empfehlung: Die Steigerung von Woche zu Woche sollte nicht über 10% liegen.

Wochentrainingsload Verletzungsrisiko

Den Rest der Studie gibt es nächste Woche…wer es nicht mehr bis dahin aushält kommt hier zum Open Access Artikel.