Dehnen oder Nicht-Dehnen

Im Original titelt der Beitrag veröffentlicht im Aspetar Sports Medicine Journal  (Dezember 2014 / Vol 3 / Issue 3 / p 624-628), wie folgt:
„Injury Prevention and Management Among Athletic Populations“ mit dem vielsagenden Untertitel: „To Stretch or Not To Stretch?“

„Dehnen oder Nicht-Dehnen“ – sorgt also nach wie vor für Diskussionsstoff.

Die Autoren Kieran O´Sullivan, Sean McAulliffe und Gregory Lehman konzentrieren sich in ihren Betrachtungen auf Anwendungsfelder und Wirkweisen des „statischen Stretchings“.

Einige wesentliche Ziele des Dehnens im Sport werden eingangs in Erinnerung gerufen:

  • Verbesserung der Beweglichkeit
  • Leistungssteigerung
  • Verletzungsprävention (Muskel-Sehnen-Komplex)
  • Verkürzung der Rehabilitationszeiten nach Verletzung

Zu Punkt 1 – „Static Stretching and Flexibility“ fassen sie folgendes zusammen.

  • Statisches Dehnen verbessert kurzzeitig aber auch langfristig die Beweglichkeit
  • Die genauen Mechanismen bleiben diskutierbar. Wahrscheinlich ist ein Teil der größeren Dehntoleranz zu zuschreiben, eventuell auch einer mechanischen Veränderung im passiven Widerstand aber wohl nicht Veränderungen in der Sehnensteifigkeit
  • Beweglichkeit wird aber auch durch Krafttraining, im Besonderen durch exzentrisches Krafttraining gesteigert und erreicht ähnliche bis bessere Ergebnisse wie statisches Dehnen. Nebenbei bemerkt verbessert entsprechendes Krafttraining auch die Steifigkeit der Sehne und des Muskel-Sehnen-Gesamtkomplexes
  • Weder Dehn- noch Krafttraining reduzieren die Gelenksteifigkeit

Zu „Static Stretching and Performance“ vermerken die Autoren Nachstehendes

  • Statisches Dehnen länger als 45 Sekunden vor einer sportlichen Aktivität in der Maximalkraft und Schnellkraft wichtige Bestandteile sind, wirkt eher leistungsmindernd ohne klar ersichtlichen sonstigen Vorteil, der die Intervention rechtfertigen würde
  • Desgleichen gilt für die Vorbereitung von Ausdaueraktivitäten – auch hier gibt es keine klare Evidenz fürs Dehnen

„Static Stretching and Injury Prevention“ – wissenschaftliche Studien zum statischen Dehnen in der Verletzungsprävention zeigen diese Ergebnisse:

  • Es gibt keine Evidenz dafür, dass Dehnen verletzungspräventiv wirkt oder die Rehabilitation wesentlich verkürzen kann
  • Im Gegensatz dazu scheint ein angepasstes und progressives Krafttraining im Hinblick auf Verletzungsprävention und Rehabilitationsverlauf deutlich positivere Auswirkungen zu haben

Vieles ist damit gesagt… einiges aber bleibt unbeantwortet.
Ein differenziertes Herangehen an das Thema sowohl in der Praxis als auch der Wissenschaft wird unabdingbar sein, um weitere sicher wesentliche Erkenntnisse gewinnen zu können.

Hier noch der Link zum gesamten Artikel

In diesem Sinne wünschen wir wie immer ein „gewinnbringendes“ Lesevergnügen.