Diagnostische und therapeutische Pfade bei Sportlern mit Verdacht auf Myokarditis (Herzmuskelentzündung) – eine Registerstudie

„Diagnostische und therapeutische Pfade bei Sportlern mit Verdacht auf Myokarditis“ (Herzmuskelentzündung) – eine Registerstudie

Zusammengefasst aus Hansel, J., Burgstahler, C. & Nieß, C.M., Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin Jahrgang 65, Nr. 2 (2014)

Myokarditis, also eine entzündliche Erkrankung des Herzmuskels, zählt bei Sportlern zu den häufigsten Ursachen des plötzlichen Herztod. Wird eine Herzmuskelbeteiligung während eines Infektes nicht erkannt und intensivere Trainings- oder Wettkampfbelastungen fortgesetzt, besteht ein erhöhtes Risiko mit unter Umständen tödlichen Komplikationen.

Die Abteilung Sportmedizin am Universitätsklinikum Tübingen startet jetzt mit Unterstützung der Arbeitsgruppe Sportkardiologie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) ein nationales Register zur Erfassung der Myokarditis-Fälle.

Theoretischer Hintergrund

Unser Herz ist ein lebenswichtiges Organ und spielt für uns im Alltag eine tragende Rolle. Nur ein funktionierendes Herz kann unser Motor sein und für uns von der ersten bis zur letzten Minute schlagen.

Durchschnittlich pumpt das Herz mit ca. 70 Schlägen bis zu 10 Liter Blut pro Minute durch die Gefäße.

In den letzten Jahren häuften sich die Meldungen, dass „fitte“ Menschen oder Sporttreibende plötzlich und völlig unerwartet aufgrund von Herzerkrankungen verstorben sind. Die Myokarditis stellt dabei eine der wichtigsten Ursachen des plötzlichen Herztod dar.

Tritt ein Verdacht auf eine Myokarditis auf, werden in der Regel unterschiedliche Abläufe von Diagnostik und Therapie sowie anschließender Reintegration in den Sport durchgeführt.

Jedoch fehlen bis heute wissenschaftlich fundierte Empfehlungen, die den Sporttreibenden, Ärzten und Betreuern eine Entscheidungshilfe für den richtigen und passenden Zeitpunkt zum Wiedereinstieg in den Sport geben.

Symptome und Verlauf der Krankheit

Ein ganz klassisches Symptom oder klare Anzeichen für eine Herzmuskelentzündung gibt es nicht. In den meisten Fällen äußern sich die Krankheitsfälle kaum bzw. die Anzeichen sind nicht spezifisch. Liegt eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit, Atemnot oder zunehmende Müdigkeit vor, sollte Vorsicht geboten sein. Viele Patienten klagen zudem häufig über Husten, Fieber oder Kopf- und Gliederschmerzen.

Welchen genauen Krankheitsverlauf die Myokarditis im Einzelfall nimmt, ist nicht genau vorherzusagen. Zwischen 50-70% der Myokarditisfälle verlaufen symptomlos und heilen folgenlos aus. Im schlimmsten Fall können jedoch lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen auftreten und im gravierendsten Fall zum plötzlichen Herztod führen. 

Einführung eines multizentrischen Registers

Das Ziel eines Myokarditis Registers ist, eine fundierte Datenbasis für das diagnostische Vorgehen bei einem Verdacht auf Myokarditis beim Sportler bereitzustellen. Erhobene Befunde, therapeutische Maßnahmen und Empfehlungen werden in der Online-Datenbank gesammelt und dokumentiert.

Die medizinische Versorgungsroutine von Sportlern soll evaluiert werden und somit für eine Verbesserung der Behandlungsqualität und Prävention von Sportlern mit Herzmuskelentzündungen sorgen. So können Grundlagen zur Risikominimierung und Wiederaufnahme im Sport sinnvoll genutzt und weitergegeben werden.

Tragische Todesfälle im Leistungs- und Breitensport könnten dank des Registers in Zukunft vielleicht schon zur absoluten Seltenheit werden.

Wer mehr zu diesem Thema erfahren möchte: 

http://www.zeitschrift-sportmedizin.de/fileadmin/content/archiv2014/Heft_2/kurzbeitrag_hansel.pdf

Zum Start der zweiten Adventswoche wünschen wir euch viel Spaß beim Lesen!

Euer spt-education Team.