Exercise is Medicine

„Exercise is Medicine “ – schreibt der Sportmediziner Dr. Robert Sallis in der Mai 2015 Ausgabe des „Aspetar Sports Medicine Journal“ und bricht mit dem Untertitel „A Pill called Exercise“ die Lanze für Bewegung als einfaches und probates Mittel in der Vorsorge und Behandlung von vielen verschiedenen Krankheiten.

Trotz dem Wissen, dass Bewegung als erste Behandlungs- und Präventionsintervention für viele chronische Krankheiten gilt, wird nur sehr wenig im Hinblick auf ein organisiertes und strukturiertes Vorgehen geachtet. Dies würde den Patientinnen und Patienten jedoch helfen in gesundheitsförderliche Aktivitäten hinein zu finden. Im Gegenteil wird immer noch der vermeintlich leichtere Weg beschritten und Unmengen an teuren und wenig effektiven Medikamenten verschrieben.  Sogar die WHO (Welt-Gesundheits-Organisation) hat kürzlich die „physische Inaktivität“ als den viert-stärksten Risikofaktor für allgemeine Morbidität und verfrühte Sterblichkeit bezeichnet. Zudem wächst eine Generation heran, die erstmals –im Vergleich zu ihren Eltern- als weniger fit eingestuft wird und die außerdem in die Gefahr läuft, früher zu sterben als ihre Erzeuger. Sallis merkt an, dass physische Inaktivität vermutlich das größte allgemeine Gesundheitsproblem unserer Zeit darstellt und sich verschlimmern könnte, wenn hier die organisierte Medizin nicht umgehend gegen steuert. Seiner Meinung nach sollten Mediziner die „Anwälte der Bewegung“ werden und ihren Patientinnen und Patienten grundsätzlich 30 Minuten moderate Aktivität für mindestens fünf Mal pro Woche verordnen.

Die „EIM – Exercise Is Medicine“-Initiative ist ein Programm, welches vor sechs Jahren von der Amerikanischen Gesellschaft für Sportmedizin lanciert wurde. Es verfolgt das Ziel einen Paradigmenwechsel für die Behandlung von vielen chronischen Krankheiten in den USA und auch weltweit einzuleiten. Mehr dazu findet sich hier.

Ein häufig gebrauchtes Schlagwort in Zusammenhang mit Inaktivität ist Fettleibigkeit, die meist fälschlicherweise mit dem BMI (Body-Mass-Index) dargestellt wird. Dieser bezieht allerdings den Anteil des Gewichts an Muskelmasse in seiner Rechnung nicht mit ein. Auch hier zeigt Sallis wieder verschiedene typische Wege von vielen Medizinern auf, die Übergewichtige behandeln – Diäten, Pillen und die meisten anderen Mittel bringen wenn überhaupt jedoch nur kurzfristige Erfolge. Er plädiert wenig überraschend bei dieser Problematik für die Bewegung als das „Behandlungsmittel der Wahl“ – nach dem Motto: besser übergewichtig und fit als dünn und unfit! Wie viel Bewegung brauchen wir denn nun um die Gesundheit positiv beeinflussen zu können? Es ist evidenzbasiert, dass gesündere Menschen länger leben, weniger psychische Probleme entwickeln, mehr Energie haben, selbstwirksamer sind und -nicht unwesentlich-  weniger Arbeitsfehltage haben, bei gleichzeitig erhöhter Produktivität.

Der Autor empfiehlt sich hier an den WHO-Richtlinien zu orientieren, die für Erwachsene rund 150 Minuten moderate Aktivität pro Woche vorschlagen – das kann über Alltagsaktivitäten genauso stattfinden wie über sportliche Aktionen. Auf fünf Tage pro Woche aufgeteilt ergibt dies wiederum die schon erwähnten 30 Minuten täglich, die zudem auch in kleinere Blöcke über den Tag verteilt werden können. Alternativ dazu wird empfohlen (weil wir eine moderne Gesellschaft mit wenig Zeitressourcen sind) das Ganze etwas kürzer, aber dafür intensiver (75 Minuten pro Woche) zu gestalten.  Als grobe Orientierung gilt:

–       bei moderater Aktivität steigt der Puls und man kommt leicht ins Schwitzen, kann aber noch gut fortlaufend reden (vgl. „Sing-Talk-Test)

–       bei intensiverer Aktivität ist der Puls deutlich mehr beschleunigt, die Atmung forciert, man kommt dabei gut ins Schwitzen und kann kaum mehr als ein paar Worte ohne Atempause aussprechen.

Außerdem hebt er hervor, dass Kinder deutlich mehr Bewegung und auch Aktivitäten höherer Intensität brauchen als Erwachsene. Heranwachsenden wird empfohlen, sich mindestens 1 Stunde pro Tag mit unterschiedlichen Zielsetzungen und Aktivitätslevels zu bewegen. Das könnte in etwa so aussehen:

–       3 Tage pro Woche aerobe Aktivität wie Radfahren, Schwimmen etc.

–       3 Tage pro Woche eher muskelkräftigende und knochenstärkende Aktionen wie Stabilisationstraining, Laufen, Springen und vieles mehr. 

Abschließend und im Hinblick auf „Bewegungsverordnungen“ (siehe dazu auch eine Grafik „Think FITT“ im Originalartikel) propagiert der Auto das „Gehen“ als die ultimative Form, weil es für alle, jederzeit, überall und ohne großen finanziellen Aufwand möglich ist. Dem Leitsatz: „Take the first step“ folgend empfiehlt er allen Gesundheitsberufen die Fahnen für Bewegung hochzuhalten – „Exercise is medicine“!

In diesem Sinne – „In Bewegung bleiben“! 

Hier noch der Link zum Artikel.

Das Team der spt-education wünscht euch wie immer ein „gewinnbringendes“ Lesevergnügen.