Gehirnerschütterung im Sport – ein unterschätztes Risiko? (Teil 3)

Behandlungsverlauf und Second Impact

Bei einer frühzeitigen Erkennung und Einleitung der Konsequenzen mit anschließender Behandlung, heilt eine Gehirnerschütterung in den meisten Fällen völlig ab ohne dabei langfristige Folgen für den Geschädigten zu hinterlassen.

In der Regel (85%) leidet der Patient bis maximal eine Woche unter den Symptomen des Traumas, welche nach einem Monat bei 97% vollkommen ausgeheilt sind. Mit einer kompletten Erholung dieser Symptome ist meistens spätestens nach 3-12 Monaten zu rechnen.

Betrachtet man die Veränderungen und Erneuerungen der Zellen selbst, so macht die typischerweise angesetzte Pause von ca. einer Woche Sinn.

Trotz der guten Erholsamkeit des Gehirns wäre eine weitere Verletzung in dieser Zeit fatal, da sie den Neuaufbau stark schädigen würden und es zu einer überschießenden Schwellensituation führen könnte, welche auch unter der Bezeichnung „second impact syndrome“ bekannt ist.


Ein ungünstiger Verlauf der Heilung ist oft durch folgende Symptome erkennbar:

– Kopfschmerzen welche primär im Vordergrund stehen/ Müdigkeit & Schwäche/ das Auftauchen von Erinnerungslücken (Amnesien) sollten neurologisch untersucht werden.

– Gerade die retrograde bzw. die antegrade Amnesie bewirkt eine stärkere klinische Symptomatik mit einer längeren Erholungszeit.

– Generell sind die Symptome bei Sportverletzungen (Schädel-Hirn-Trauma im Sport) von stärkeren Symptomen und einer längeren Erholungszeit begleitet.

– Sollten schon vorher Gehirnfunktionsstörungen aufgetreten sein, kann die Heilung verzögert werden.

– Angstzustände und Depression sowie Lernstörungen und Migräneanfälle können sich verstärken und zusätzlich zu Müdigkeit führen. Auch kognitive Denkfunktionsstörungen sind möglich.

– Eine bereits vorher bestandene Migräne kann die Erholungsphase zusätzlich verlängern.

– Besteht eine Lernstörung, so kann diese durch ein SHT verstärkt werden.

– Die allgemeine neurokognitive Erholung kann durch zu frühe Belastung verzögert werden.

– Auch das Alter spielt eine Rolle. Kinder und Jugendliche benötigen einen längeren Erholungszeitraum als Erwachsene.

Das Risiko kurz nach einer Gehirnerschütterung ein erneutes SHT zu erhalten ist besonders groß, weshalb hier besondere Vorsicht geboten ist. Eine zeitnahe weitere sportliche Betätigung ist ausgeschlossen.

Second impact

Ein besonderes Augenmerk gilt dem „second impact syndrome“. Kommt es nach einer Gehirnerschütterung zu einem erneuten SHT, so kann dies zu erheblichen Hirnschwellungen führen, die tödlich enden können.

Außerdem steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Verlust des Bewusstseinszustands. Neben starken Gedächtnisstörungen kann es auch zu degenerativen Verschleiß vom Gehirn kommen, welches langfristig zu neurologisch-psychiatrischen Krankheitsbildern wie Demenz oder Parkinson führen kann.