Gehirnerschütterung im Sport – ein unterschätztes Risiko? (Teil 5)

Gehirnerschütterungen vorbeugen

Um einem Schädel-Hirn-Trauma präventiv entgegenzuwirken oder dem zu frühen Einstieg zurück in den Sport vorzubeugen, sollte man sich zu folgenden Punkten Gedanken machen und diese gezielt einsetzen.

Aufzeichnungen:

– Für jeden Sportler sollte es eine Aufzeichnung über bereits aufgetretene SHT und deren Verlauf geben.
– Bekannte hirnfunktionelle Störungen wie Depressionen, Angststörungen, Migräne oder Lernstörungen sollten beachtet bzw. erfragt werden.
– Um einen SCAT 3 Wert korrekt zu interpretieren, sollte zu verschiedenen Zeitpunkten in regelmäßigen Abständen ein „Baseline“-Screening gemacht werden.

Muskuläre Kräftigung:

– Die Kräftigung der HWS-Muskulatur scheint eine geeignete Maßnahme in der Vorbereitungsphase zu sein um einem SHT entgegenzuwirken.

Ausrüstung:

– Ohne die entsprechende Ausrüstung stellt bei vielen Sportarten das SHT einen starken Risikofaktor dar. Kontaktsportarten, Reit- oder Wintersport sind dort sehr stark gefragt, aber auch Mannschaftssport kann uns sollte hier berücksichtigt werden.
– Während es beispielsweise im Football, Eishockey oder Baseball schon oft Sicherheitsausrüstung gibt, so findet man diese im Fußball nur sehr selten.

Techniktraining & Zweikampfverhalten:

– Jede Sportart muss sich damit beschäftigen, durch korrekte Bewegungsausführungen das Risiko für SHT zu minimieren.
– Im Wintersport und auch bei Kontaktsportarten wie Judo gibt es das sogenannte Sturztraining. Richtig fallen gehört hier zur Verletzungsprävention.
– Auch beim Zweikampfverhalten in Spielsportarten gibt es die Möglichkeit, dass Verletzungsrisiko durch korrekte Schulung zu minimieren.

Prävention von Folgeverletzungen:

Wie bereits beschrieben gibt es Möglichkeiten die Risiken eines SHT möglichst gering zu halten. Dennoch kann und wird ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma im Sport immer wieder vorkommen.

Hier ist die Devise:

– Aufmerksam sein
– Mögliche Risiken erkennen und vermeiden
– Angeschlagene Sportler schonen
– Nicht zu früh in den Wettkampfsport zurück
– Screenings durchführen
– Kommunikation zwischen Sportler, Trainer und medizinischem Fachpersonal
– Aufklärung der Risiken

Es gibt auch immer noch fragwürdige Regeln und Richtlinien im Sport. Schaut man sich diese im Fussball an, so erkennt man schnell, das hier Handlungsbedarf herrscht, denn in Deutschland entscheidet nicht der Arzt über die Auswechslung eines verletzten Spielers, sondern der Schiedsrichter:

In der Bundesliga entscheidet der Schiedsrichter, ob ein verletzter Spieler im Spiel bleiben darf oder ausgewechselt werden muss. In der Spielordnung der Deutschen Fußball-Liga heißt es dazu: „Der Schiedsrichter hat, wenn nach seiner Ansicht ein Spieler ernstlich verletzt ist, diesen unverzüglich vom Spielfeld bringen zu lassen, damit das Spiel rasch fortgesetzt werden kann. Wenn ein Spieler nur leicht verletzt ist, soll das Spiel deswegen nicht unterbrochen werden. Ein Spieler, der in der Lage ist, zur Seiten- oder Torlinie zu gehen, um sich pflegen zu lassen, soll nicht auf dem Spielfeld behandelt werden.“ Anders sieht es zum Beispiel in England aus: Dort haben ab kommender Saison bei Kopfverletzungen die Vereinsärzte das Sagen. Gemäß der neuen Richtlinien des englischen Fußball-Verbandes (FA) zu Gehirnerschütterungen muss ein Spieler, der in einem Ligaspiel eine Kopfverletzung erlitten hat, den Platz verlassen und von einem Vereinsarzt untersucht werden. Der Trainer muss sich dann der Entscheidung des Arztes beugen. Außerdem muss bei Heimspielen ein dritter Arzt im Kabinengang bereitstehen. jutr./dpa (FAZ)“

Wir hoffen ihr konntet einiges an interessantem Wissen  für euch mitnehmen und freuen uns, wenn euch die Reihe Gehirnerschütterung im Sport gefallen hat. 

Euer Team der spt-education

Wer sich noch mehr mit diesem Thema auseinandersetzen will, findet hier noch einige Links zu interessanten Artikeln und Quellen:

SCAT 3:
http://www.calgarygymcentre.com/images/TSC-SCAT3-Assessment.pdf

Frankfurter Allgemeine Zeitung:
http://www.faz.net/aktuell/sport/fussball/gehirnerschuetterung-im-fussball-das-kann-toedlich-sein-13084915.html

Medical Tribune:
http://www.medical-tribune.de/medizin/fokus-medizin/artikeldetail/commotio-cerebri-wann-ist-sport-wieder-erlaubt.html

Schütz deinen Kopf App:
http://www.schuetzdeinenkopf.de/LSHT_home/

Kopfball mit Risiko:
http://ichbinarzt.de/kopfball-mit-risiko/