Ideomotorisches Training in der Praxis

In unserem vorangegangenen Artikel „Mentales Training für den Kopf“ stellten wir die Vorgehensweise und die Voraussetzung ideomotorischen Trainings vor, sowie es der Mental- und Tennistrainer Markus Hornig durchgeführt hat. Er betreute Daniel Altmaier während seiner Rehabilitation nach einem Einriss der Supraspinatussehne der Schlagschulter und wendete ideomotorisches Training in umfangreicher Form an. Im folgenden Artikel wird nun ein Auge auf die Umsetzung und die Ergebnisse dieser Intervention geworfen.

Eckdaten zum Training:

  • Start: 25 Tage nach der Verletzung
  • Training Montag-Freitag, Wochenende frei, einmal täglich
  • Start 07:00 Uhr vor dem Frühstück
  • Vier bis sechs Wiederholungen á 15-20 Minuten
  • In stehender Position
  • Vor der Einheit: Mentale Einstimmung mittels entspannter Musik (3min), Erreichung des Alpha-Zustands mittels einer Atemübung (3 min)

8 Wochen Trainingsplan:

Woche 1: Vier Wiederholungen mit geschlossenen Augen in langsamen Tempo, Verinnerlichung der Knotenpunkte (= emotionale Schlüsselwörter)

Woche 2: Steigerung der Wiederholungen auf sechs

Woche 3/4: das ideomotorische Training wird kombiniert mit observativem Training, Daniel schaut sich zwischen den Wiederholungen ein Video eines Aufschlags auf dem Handy an

Woche 5: Integration des 20-sekündigen Verhaltensrituals vor dem Aufschlag (zwischen den Punkten).

Woche 6: Das „Skript“ wird um einen imaginären ersten Schlag nach dem Return des Gegners verlängert.

Woche 7: Daniel konnte ab Woche 7 seine Schulter wieder schmerzfrei in normalen Umfang bewegen. Ab dieser Woche wurde der Schläger hinzugenommen. Neben der reinen Imagination kommt nun auch schon ein leichtes Mitführen des Schlägers mit minimaler Belastung hinzu.

Woche 8: Trainingsbeginn auf dem Platz. Die Aufschlagbewegung wurde nun unter erleichterten Bedingungen, verkürzte Distanz und geringeres Tempo, in das Training integriert. Die Variablen wurden nun nach und nach gesteigert.

Woche 8+: Das mentale Training wurde auch weiterhin in der Trainingspraxis angewendet: 8 Serien Aufschlagstraining, jeweils einen Aufschlag mental, einen echt. Die Kombination von mentaler und realer Ausführung gibt eine zusätzliche Stabilität in der Bewegungsausführung.

Ergebnisse:

Markus Hornig berichtet, dass er nach den 8 Wochen ideomotorischen Trainings, keine Leistungseinbußen im Aufschlagsverhalten von Daniel feststellen konnte, obwohl dieser fast 2 Monate keine realen Aufschläge mehr durchgeführt hat. Die Bewegung war koordinativ sauber, flüssig und gut getimt. Die Explosivität hat sich sogar gesteigert, da er in seiner Reha-Phase verstärkt die Rumpf- und Beinmuskulatur trainierte, die ausschlaggebend für Körperspannung und Explosivität ist. Weder Daniel noch Markus haben mit diesen doch sehr guten Ergebnissen gerechnet. Markus Hornig merkt allerdings auch an, dass die hochgradig professionelle Einstellung, die Zielstrebigkeit und die Konzentration die Daniel an den Tag legte, die Basis für diesen Erfolg darstellte.

Hat schon jemand von euch ähnliche Erfolge erzielt und kann darüber berichten? Was hättet ihr anders gemacht, sprich wo würdet ihr noch Verbesserungspotential sehen?

Wir wünschen Markus Hornig und Daniel Altmaier auf jeden Fall eine erfolgreiche Zukunft und würden uns freuen noch mehr Einblicke in die Arbeit im Spitzensport zu erhalten!