Psychologische Aspekte beim RTP

Im „Open Access Journal of Sports Medicine“ wurde 2017 eine Studie unter dem Titel „Negative psychological responses of injury and rehabilitation adherence effects on return to play in competitive athletes: a systematic review and meta-analysis“ veröffentlicht.

Ivarsson et al. fassten in ihrer Metaanalyse sieben aussagekräftige Studien zusammen, die sich mit den Themen „negative emotionale Reaktionen“ und „Compliance mit dem Rehabilitationsprogramm“ (Therapietreue) in Hinblick auf eine Rückkehr in den Sport (Return to Play) beschäftigten.

Verletzungen können schwerwiegende Folgen für die Karriere eines Athleten bedeuten und ihn emotional sehr belasten. Wenn es um den Weg von der Verletzung hin zum Wiedereinstieg in den kompetitiven Sport geht, spielen auch psychologische Faktoren eine wichtige Rolle. Laut der biopsychosozialen Struktur fängt es schon damit an, wie der Athlet seine Situation verletzt zu sein bewertet. Denn diese Bewertung beeinflusst massiv die Stärke und Häufigkeit der aufkommenden negativen Emotionen. Diese negativen Emotionen beeinflussen wiederum das Verhalten des Athleten (auch bezüglich der Compliance mit dem Rehabilitationsprogramm). Diese Zusammenhänge zeigen auf, dass es sich durchaus um ein miteinander verwebtes Konstrukt handelt, welches die Relevanz psychologischer Aspekte in der Rehabilitation von Sportlern betont.

Eine Erkenntnis der Studien war, dass negative psychologische Reaktionen die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen RTP minimierten.

Die Metaanalyse konnte eine statistisch signifikante negative Beziehung zwischen negativen Emotionen und RTP feststellen. Außerdem konnte eine relevante positive Beziehung zwischen einer Compliance ins Rehabilitationsprogramm und RTP ausfindig gemacht werden.

Eine Begründung, warum sich negative Emotionen auf den RTP-Prozess auswirken, scheint der Einfluss von psychologischem Stress auf die Wundheilung zu sein. Der Stress könnte die Entzündungsphase verlängern und das Auftreten von Infektionen begünstigen. Es konnte in früheren Studien gezeigt werden, dass das Fehlen von negativen Emotionen wie Angst oder Furcht, die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass der Athlet Vertrauen in seinen Körper entwickelt. Dieses Selbstvertrauen könnte den Einstieg ins RTP erleichtern, da sich der Athlet schon früher belastet und in sportliche Aktivitäten einsteigt.

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Es wurde außerdem noch einmal bestätigt, dass die Compliance des Athleten in das Rehabilitationsprogramm einen positiven Einfluss auf den Zeitpunkt des RTP hat. Gerade die Personen, die ausgiebig mit den verletzten Athleten arbeiten (Physiotherapeuten, Sportphysiotherapeuten, Medical Athletic Coaches usw.), sollten diese Faktoren berücksichtigen. 

Das bedeutet:                                                                 
– keine Nocebos
– verständliche Rehaprogramme
– gesunde Kommunikation mit dem Athleten
– Stressmanagement
– herausfordern (Möglichkeiten aufzeigen) statt verängstigen (Problemfixiertheit)
– Selbstverantwortung des Athleten betonen

Wir freuen uns, dass wir in unseren Kursen zum Sportphysiotherapeuten und Medical Athletic Coach, diese Aspekte bereits seit langer Zeit berücksichtigen und entsprechende Experten als Referenten einsetzen können.

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