Psychologische Faktoren von Burnout, Krankheit und Verletzung bei Nachwuchssportlern

Der vorliegende Artikel über Nachwuchssportler befasst sich mit dem Einfluss von psychologischen Variablen (Leidenschaft, wahrgenommene Leistung, Emotionen, Sorgen und die Beziehung zu Therapeuten/Trainer) auf die Wahrscheinlichkeit ein Burnout, Krankheiten oder Verletzungen zu erleben.

Für diese Studie wurden Junior-Athleten aus sieben verschiedenen norwegischen High Schools für den Spitzensport eingeladen freiwillig an einem Online-Fragebogen teilzunehmen. 356 Junior-Elite-Athleten aus verschiedenen Sportarten wie Langlauf, Biathlon, Nordische Kombination, Schießen, Eishockey, Eislaufen, Skispringen, Alpinski, Radfahren, Leichtathletik, Football, Orientierungslauf, Handball, Fussball und Volleyball nahmen an der Untersuchung teil. 
Die Athleten wurden von spezialisierten Schulen für Spitzensportler rekrutiert, wo die Athleten sowohl Talent als auch Ambitionen dokumentieren müssen, um eine Zulassung zu erhalten. Das Training steht in der Schule an jedem Wochentag auf dem Programm und die Sportler üben ihren Sport in der Regel zusätzlich auch nach der Schule und an Wochenenden aus. 

Die erhobenen allgemeinen Variablen umfassten Alter, Geschlecht, Sportart, Leistungsniveau und Schulart. Darüber hinaus wurden durch einen Fragebogen die psychologischen Variablen wie wahrgenommene Leistung, Leidenschaft, positive und negative Emotionen, Sorgen, wahrgenommene Trainer-/Therapeutenbeziehung und Burnout der Athleten, sowie das Auftreten von Verletzungen und Krankheiten gemessen. 

Ergebnisse
Aus der Studie konnten folgende Ergebnisse abgeleitet werden:

  1. Generell zeigten die weiblichen Athleten höhere Burnout-, Krankheits- und Verletzungsraten als die männlichen Sportler.
  2. Die Ergebnisse zeigten weiter, dass harmonische Leidenschaft, wahrgenommene Leistung, positive Emotionen und die Trainer-/Therapeutenbeziehung negativ mit dem Auftreten eines Burnouts bei Sportlern korreliert.
  3. Wohingegen negative Emotionen und Sorgen eine positive Korrelation zum Auftreten eines Burnouts beschrieben.
  4. Das Auftreten von Sorgen korrelierte negativ mit der wahrgenommenen Leistung und positiven Emotionen. Außerdem korrelierte es positiv mit negativen Emotionen.
  5. Die wahrgenommene Leistung korrelierte negativ mit dem Auftreten von Krankheiten und Verletzungen.
  6. Die Trainer-/Therapeutenbeziehung korrelierte negativ mit Burnout und positiv mit Krankheit und Verletzungen. 

Diskussion

  1. Auch in anderen Studien konnten bereits ähnliche Ergebnisse gezeigt werden. Grund dafür könnte unter anderem sein, dass weibliche Sportler während der Adoleszenz höhere Werte von Abwertung aufzeigen. Außerdem erfahren sie mehr Stress durch soziale Bewertung und im Umgang mit dem Trainer.
  2. Dieses Ergebnis unterstützt bereits vorliegende Studienergebnisse welche aufzeigen konnten, dass das Erleben einer harmonischen Leidenschaft mit weniger Burnout Symptomen einhergeht. Verfügt der Sportler über positive Emotionen, so fällt es ihm unter Umständen leichter auf seine Bewältigungsressourcen zu vertrauen und gerät somit nicht so stark unter Stress.
  3. Negative Emotionen könnten über die Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit entstehen, gerade wenn der Athlet nicht über die notwendigen Bewältigungsressourcen verfügt (oder es zumindest glaubt).
  4. Negative Emotionen können in der kognitiven Verarbeitung zu Sorgen führen. Diese Sorgen wiederum führen häufig zu unkontrollierbaren und aufdringlichen Grübeleien und triggern damit die negativen Emotionen. Vielleicht könnten positive Emotionen diesen Teufelskreislauf durchbrechen?
  5. Dieses Ergebnis ist nicht unerwartet, denn wenn Athleten unter den Symptomen von Krankheit und Verletzung leiden werden diese ihre wahrgenommene Leistungsfähigkeit sehr niedrig einstufen, da sie nicht das volle Trainingspensum absolvieren können.
  6. Die Trainer-/Therapeutenbeziehung ist sehr vielschichtig. Festzuhalten bleibt, sie kann Auswirkungen auf den Athleten hinsichtlich Burnout, Krankheit und Verletzung haben. Dies variiert stark mit der Wertigkeit der Beziehung.

Schlussfolgerung
Junge Sportler, die in Spitzensportarten wettbewerbsfähig sein wollen, benötigen eine gute körperliche und seelische Gesundheit, um ihr Potenzial optimal zu entfalten. 

So sind Burnout, Verletzungen und Krankheiten für junge Sportler auf dem Weg zum Spitzensport eine Bedrohung. Diese Studie zeigt, dass harmonische Leidenschaft, wahrgenommene Leistung, positive und negative Emotionen, Sorge und Trainer-/Therapeutenbeziehung mit dem Burnout von Athleten assoziiert werden kann. Die Studie zeigt außerdem, dass Geschlecht, wahrgenommene Leistung und Trainer-/Therapeutenbeziehung ebenfalls mit Krankheit und Verletzungen assoziierbar sind.

Die vorliegende Studie könnte durch die Merkmale eines Querschnittsdesigns eingeschränkt sein. Darüber hinaus bestehen die gesammelten Daten aus selbstberichtenden Maßnahmen, und es ist nicht bekannt, in welchem ​​Umfang diese Selbstberichte die untersuchten Variablen genau widerspiegeln. In der Zukunft werden Längsschnittstudien benötigt, um sowohl direkte als auch indirekte Beziehungen und ihre Entwicklung im Laufe der Zeit zu untersuchen. Diese Studien sollten idealerweise selbst gemeldete Daten mit Daten kombinieren, die auf objektivere Weise gewonnen werden, um die Forschungslinie in diesem Bereich weiterzuentwickeln.

Anwendung
Krankheit, Verletzungen und Burnout von Athleten sind definitiv eine Bedrohung für junge Sportler bei der Entfaltung ihrer Talente. Diese Studie zeigt, dass psychologische Variablen wie Leidenschaft, wahrgenommene Leistung, Emotionen, Sorgen und die Beziehung zwischen Trainer und Sportler wichtige Determinanten für die Entwicklung oder Prävention dieser Bedrohungen sein können. Trainer müssen sich bewusst sein, wie sich diese Variablen bei ihren Sportlern entwickeln.

Die komplette Studie findet ihr hier