Verbesserte Weitsprungleistung durch Kompressionsshorts

Vom 29. Juni bis zum 03. Juli 2015 fand in Frankreich die 33te International Conference on Biomechanics in Sports statt. Dort stellten Peters, R.; Smith, N. & Lauder, M. ihre Studie „The effects of compression shorts on muscle oscillation and long jump performance“ vor, die wir hier kurz für euch in deutscher Sprache zusammenfassen.

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Einführung:

Kompressionskleidung verfolgt neben der Leistungssteigerung das Ziel der Regenerationsbeschleunigung. Durch die Ergebnisse einer Studie von Kraemer et al. aus dem Jahr 1998, wird angenommen, dass durch die Kompression die Anordnung der Muskelfasern während der Bewegung stabiler bleiben und somit vermehrt für die Kraftentfaltung rekrutiert werden können. Dies funktioniert durch die Einschränkung der „Schwabbelmasse“ der Körperteile. McComas unterstützte diese Behauptung 1996 mit einer weiteren Studie. Challis and Pain erwähnen 2008, dass diese „Schwabbelmasse“ auch einen wichtigen Faktor zur Verteilung der Energie auf die Körpersegmente sein kann. Somit würde durch die „Versteifung“ durch Kompression die Verletzungsanfälligkeit gesteigert, da höhere Kraftwerte auf die einzelnen Segmente wirken.

Methode:

Das Ziel der Studie war es herauszufinden, ob das Tragen einer Kompressionsshort einen Einfluss auf die leistungsbestimmenden Faktoren des Weitsprungs hat. Hierzu wurden zehn männliche Probanden rekrutiert, die jeweils 6 Sprünge unter zwei verschiedenen Bedingungen absolvierten. Einmal mit neutraler Bekleidung und einmal mit der Adidas PowerWeb Short als Beispiel für Kompressionsware. Es wurden durch eine Kraftmessplatte und ein 6 Kamerasystem verschiedene Faktoren aufgezeichnet. Dazu gehörten die Muscle Oscillation (die Schwingungen der Masse), die Peak Vertical Ground Reaction Force (Reaktivkraft vertikal) und die Peak Horizontal Ground Reaction Force (Reaktivkraft horizontal), sowie die Sprungweite. Die Sprünge wurden alle am selben Tag durchgeführt und zur Gewöhnung vorab Probesprünge absolviert. Die Anweisung bestand darin, dass die Athleten ihren individuellen Sprung durchführen mit maximaler Kraft. Für die Bewegungsanalyse wurde der Absprung in zwei Abschnitte eingeteilt. Die „braking“-Phase (exzentrisch) und die „propulsion“-Phase (konzentrisch).

Ergebnisse:

Es kam zu einem signifikanten Unterschied bezüglich der Weitsprungleistung zu Gunsten der Kompressionsshort. Im Schnitt sprangen die Probanden mit Short 5,8% (0,18m) weiter. Auch bei der Muscle Oscillation kam es zu den erwarteten signifikanten Unterschieden zwischen den Gruppen. Die positionierten Marker zeigten sowohl in der exzentrischen als auch in der konzentrischen Phase einen Unterschied in der Schwingung der Körpermasse. Bezüglich der Reaktivkräfte in der Horizontalen und in der Vertikalen kam es bei den vertikalen Kräften zu signifikanten Unterschieden. Die einwirkenden Kräfte bei dem vertikalen Kraftstoss steigerten sich im Mittel um 23,4%. Dies führt zu einer Mehrbelastung des Gewebes, aber vermutlich auch zu einer besseren Performance. In der Horizontalen kam es zu keinen signifikanten Unterschieden.

Fazit:

Die Ergebnisse der Studie konnten aufzeigen, dass sich leistungsbestimmende Faktoren des Weitsprungs, und auch der Weitsprung an sich, unter Zuhilfenahme von Kompressionsbekleidung verbessert wird. Voraussichtlich wird durch die Verringerung der „Schwabbelmasse“ durch die Kompression ein höherer Kraftstoss erzeugt, da weniger Energie auf umliegende Strukturen verteilt werden kann. Eine interessante Studie, die natürlich ihre Schwachstellen hat. Die Probandenzahl von 10 Athleten ist nicht gerade hoch. Außerdem ist die Gruppe (zumindest nach dem Abstract) nicht sehr selektiv ausgewählt, sodass unterschiedliche Leistungsniveaus vertreten sein könnten. Unter Umständen könnte dann auch bei insgesamt 12 Sprüngen von untrainierten Probanden eine Ermüdung mit Einfluss auf die Leistung nehmen. Zuletzt wird der Name der Kompressionsbekleidung erwähnt, woraufhin man sich Fragen sollte, wer diese Studie finanziert hat.