Die Arbeit im Parasport stellt die Sportphysiotherapeut/in vor neue Herausforderungen. Es bedarf neben dem Wissen in physiotherapeutischen und trainingswissenschaftlichen Themen vor allem auch die Fähigkeit Transferleistungen zu erbringen und kreative Lösungen zu finden. Unsere Teilnehmerin Milena Hundert arbeitet nun schon seit vielen Jahren im Monoskibob-Team und berichtet uns im Interview, was ihr besonders geholfen hat und welche Faszination diese Arbeit für sie ausmacht.

spt-education: Liebe Milena, was hat dich dazu motiviert, den Kurs bei spt-education zu beginnen?
Milena: Ich war bereits im Para-Skisport tätig, als ich mich für den Kurs entschieden habe. Mein Ziel war es, mehr Informationen und aktuelles Wissen aus der Sportphysiotherapie zu gewinnen, um es direkt ins Training einbringen zu können. Dabei habe ich festgestellt, dass mir in einigen sportwissenschaftlichen Grundlagen noch Wissen fehlt – an genau diesen Punkten wollte ich ansetzen und mich weiterentwickeln.
spt-education: Wie kamst du zu deiner Tätigkeit im Parasport?
Milena: Der Weg in den Parasport begann eher zufällig: Im Sommer lernte ich beim Wakeboarden am Wasserskilift eine Athletin kennen. Am Abend erzählte sie am Lagerfeuer, dass sie im Monoskibob aktiv im Parasport fährt. Über sie kam ich in Kontakt mit dem kleinen Team und fand schnell Freude an der Zusammenarbeit.
„Reflektion und das Hinterfragen meines therapeutischen Vorgehens haben mich weitergebracht“
spt-education: Welche Inhalte oder Themen im Kurs haben dich besonders angesprochen oder weitergebracht??
Milena: Besonders hilfreich war für mich das Wiederholen und Vertiefen der Grundlagen. Auch der Kraftkurs war spannend, weil er viele sportartübergreifende Aspekte beleuchtet hat. Die Sportarten-Analysen zeigten mir, wie vielfältig und komplex die Anforderungen im Parasport sind.
spt-education: Gab es Momente, in denen du ins Nachdenken gekommen bist oder deine bisherigen Erfahrungen neu einordnen musstest?
Milena: Ja, solche Momente gab es sogar mehrfach. Besonders dann, wenn ich mein eigenes therapeutisches Vorgehen hinterfragt habe – etwa, ob ich genug reflektiere oder was ich noch gezielter in meine Arbeit integrieren kann. Der Kurs hat mich auf neue Gedanken gebracht und mir Impulse zur Weiterentwicklung gegeben.

spt-education: Welche besonderen Anforderungen oder Herausforderungen erlebst du in der physiotherapeutischen Arbeit mit Para-Athlet/innen?
Milena: Im Parasport ist es entscheidend, Athlet:innen individuell zu betrachten. Jeder bringt andere körperliche Voraussetzungen mit – auch durch die Art der Behinderung. Die Herausforderung liegt darin, Potenziale zu erkennen und gezielt zu fördern.
„Was wirklich zählt: Einstellung und mentale Stärke im Sport“
spt-education: Gibt es eine Situation oder Begegnung aus deinem Berufsalltag, die dich besonders geprägt hat?
Milena: Ein prägender Moment war für mich nach einem Wettkampf: Ich kam zurück in die Praxis, und während sich manche Patient/innen über Kleinigkeiten beschwerten, hatte ich noch die Bilder der Para-Athlet/innen im Kopf, die trotz ganz anderer Herausforderungen sportlich aktiv sind und beeindruckende Leistungen bringen. Manche meiner Patient/innen könnten sich in Sachen Bewegung und Motivation eine Scheibe von ihnen abschneiden. Solche Kontraste machen mir immer wieder bewusst, wie viel Einstellung und mentale Stärke im Sport ausmachen.
spt-education: Was möchtest du aus dem Kurs konkret in deine zukünftige Arbeit mitnehmen?
Milena: Ich nehme aus dem Kurs vor allem mehr Selbstsicherheit mit – besonders im Hinblick auf Trainingsplanung und Rehaaufbau. Dieses neue Vertrauen in mein Wissen möchte ich in meine Arbeit integrieren. Es hilft mir sowohl im Leistungssport als auch im Praxisalltag, gezielter zu agieren und fundierte Entscheidungen zu treffen.
spt-education: Welche Ziele verfolgst du langfristig – im Sport oder speziell im Parasport?
Milena: Ein großes Ziel ist die Teilnahme an den Paralympics in Cortina in der kommenden Saison. Langfristig möchte ich weiterhin im Sport als Physiotherapeutin tätig sein, am liebsten in Kombination mit der Praxis. Für mich ist es ideal, zwischen Wettkampfbetreuung und Praxisalltag zu wechseln – das hält mich flexibel und gibt mir Kraft. Ob ich langfristig im Para- oder im allgemeinen Leistungssport bleibe, wird sich zeigen – aus dem Kurs nehme ich auf jeden Fall viel mit, für beide Bereiche.
spt-education: Danke dir Milena für deine Impulse!
Milena: Sehr gerne.
